Motorfeuerschiff Nr. 1

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Horns-Rev – Esbjerg

Obwohl die Feuerschiffe von 1829 bis 1988 einen wichtigen Einsats in den heutigen dänischen Gewässem leistete, steht die ausführliche Darstellung der Geschichte dieser Schiffe und ihrer Besatzungen bisher noch aus.

Diese Tatsache und die Einrichtung von ”Motorfeuerschiff Nr.1 ” als Museums- und Ausstellungsschiff im Esbjerger Hafen haben das Fischerei- und Seefahrtsmuseum veranlast. UmfassendeForschungsarbeiten zur Geschichte der Dänischen Feuerschiffe aufzunemen, um dadurch die Lücke in der dänischen maritimen Geschichtsschreibung zu schliesen. Das vorliegende Büchlein über die Feuerschiffe vor Esbjerg ist das erste Teilergebnis dieser Arbeit, die länerfristig hoffentlich zu einer Gesamtdarstellung der dänischen Feuerschiffe und der Männer an Bord führt.

Das erste Feuerschiff  der Welt wurde 1731 bei The Nore in der Themsmündung ausgelegt. Trotz enger Seefahrtsbeziehungefl  zwishen Dänemark und Grossbritannien wurde das erste Feuerschiff in den heutigen dänischen Gewässern erst 1829 auf Læsø Trindel ausgelegt ( seit 1815 gab es auf der Elbe eine Lotsengaliot mit aufgehängter  Leuchte ).

Der dänische Staat folgte zu diesem Zeitpunkt noch seinem altem Befeuerungs- Grundprinzip, nur die Hauptroute von Skagen durch den Øresund in die Ostsee zu sichem. Dadurch wurde der Schiffsverkehr an Kronborg – und damit dem Øresundszoll – vorbeigefürt.

In der ersten Nälfte des 19. Jahrhunderts wurde dann jedoch ganz allgemein die Befeuerung der inneren dänischen Gewässer in Angriffgenommen, die gefährlichste Küste, die Westküste Jütlands, blieb dagegen ungesichert.

Erst nach der Anlge des Hafens Esbjergs 1868-1878 als Ersatz für die im Krieg 1864 verlorenen westwärts gerichteten Häfen in Schleswig-Holstein wurden die ersten Seezeichen und die dringend erforderliche Befeurung der jütländischen Westküste in Angriffgenommen – als Voraussetzung dafür, da Esbjerg wirklich das gewünschte Tor nach Westen für Dänemark werden konnte.

Die Feuerschiffe wurden rasch ein selbstverständlicher Teil dieser Kennzeichnung. Bereits 1878  wurde die Station Horns Rev eingerichtet, 1888 kam die Station Vyl und schlieslich 1906 die Station Grådyb Barre als dritte und vorläufig letzte Esbjerger Station hinzu.

Während des 1. Weltkrieges wurden die Feuerschiffe wegen der Minengefahr vorübergehend eingezogen, jedoch nach dem Krieg wieder ausgelegt. Bis 1939 war die Einfahrt nach Esbjerg durch drei Feuerschiffe gekennzeichnet, die miteinander in Leuchtkontakt standen. Die erneute Einziehung im 2. Weltkrieg bedeutete zugleich den Abschied von der Station Grådyb, die nach dem Krieg nicht wieder besetzt Wurde.Die einzige Station, die unmittelbar wieder eingerichtet wurde, war Vyl. Hinzu kam die Station HR 1 (später unter dem Namen ER 1 wieter nach Osten verlegt ) zur Kennzeichnung dervon Minen Geräumten Fahrrinnen. Die letzte Feuerschiffstation an den geräumten Routen wurde 1969 eingezogen, 1975 folgte die alte  Station Vyl.

Im selben Jahr wurde jedoch die älteste Esbjerger Station, Horns Rev , wiedererrichtet. Nach der Diskussion zu urteilen, die bei der endgültigen Schliesung der letzten Esbjerger Station 1980 entbrannte, ging es primär um die Rolle der Feuerschiffe als meteorologischer Stationen – u. a. m. zur Sturmwarnung – und weniger um die Sicherung der Schiffartsstratssen – hierhatte der Ubergang von der terrestrischen zur elektronischen Navigation die Feuerschiffe inzwischen überflüssig gemacht.

Esbjerg Stationiert was. Das Schiff, das erste Motorfeuerschiff Dänemarks, wurde 1913/14 aus Rasmus Møllers Werft in Fåborg erbaut, bereids damals für Vyl, eine der Esbjerger Stationen.

Der Hintergrund war ein ernster Schiffsbruch, das alte Feuerschiff Vyl  1909 erlitten hatte, als es nach dem Bruch der Ankerketten an der jütländischer Westküste strandete. Daher wurde das neue <<<<Schiff mit einem Motor ausgestattet, so die Ankerketten mit Motorkraft schlaffgehalten warden konnten und nicht brachen. Sollte es doch passiren, war das Feuerschiff dank des Motors manövrierfähig.

Wie alle Dänischen Feuerschiffe ist “ Motorfeuerschiff NR. 1 “ ein kräftig gebautes Holzschiff aus Eiche. Das Schiff ist kupferverhäutet und mit längsgehenden Schlingerkielen ausgerüstet, die das Rollen des Schiffes auf See verringern sollen. Anhand von erhaltenen Zeichnungen sowie dank umfangreichen Archivmaterials lassen sich der Bau, die ursprünglischen Ausformung des Schiffes und die späteren Änderungen im einzelnen verfolgen. Das selbe gilt für die Dienstzeiten des Schiffes vom ersten Einsatz auf der Station Vylim Jahre 1915 bis zur endgültigen Einziehung im Jahre 1988 von der Station Møn- SE.

Auch die zahlreichen Besatzungen des Schiffes lassen sich dank der Archive des dänischen Wasser- und Schiffahrtsamtes genau verfolgen. Auffällig ist dabei der hohe Anteil Fanø´s Seeleute – nicht nur auf ” Motorfeuerschiff Nr 1 ” sondern in der Feuerschiffflotte überhaupt. 23,30 % der Mannschaft der Feuerschiffflotte  kamen 1927 allein von dieser kleinen Insel, und noch 1980 lag der Fanøér Anteil an der Besatzung der Feuerschiffflotte bei 20,90 %. Als die Fanøér Segelschiffflotte zu Beginn dieses Jahrhunderts allmälich verschwand, scheinen die Feuerschiffe für viele Seeleute der Insel eine von mehreren Alternativen gewesen zu sein. War man erst einmal ” dabei ” , so scheint diese Art von Heuer in manchen Fanøér Familien gerade zu eine Tradition geworden zu sein.

Eine gerade laufende Interwiew- und Fragebogen- Untersuchung unter den noch lebende ehemaligen Besatzungsmitglieder der Feuerschiffe hat bereits eine Fülle von Angaben über das Leben an Bord, das Anheuern, die Dienstzeit, Wachen, Aufgaben an Bord, Verpflegung, den Hintergrund der Seeleute usw. erbracht.

U. a. diese Untersuchung werden in den kommende Jahren im Züge der Bemühungen des Fischerei- und Seefartsmuseums zur Schaffung einer tragfähigen Grundlage für eine umfassende Gesamtdarstellung der Geschichte der dänischen Feuerschiffe und der Männer an Bord weiter ausgebaut werden.


Schiffsdaten

Mashe: længe 33,582 m
Breite: 6,826 m
Tiefgang: 3,478 m
Verdängung ca: 342 t.
Feuerhöhe: 11 m.
Tragweite: 18-23 sm.
Lichtquelle: 1000Watt el-lampe.
Baujahr: 1913 – 1924.
Kennung: Pilanker, später Patentanker.
Motor: Zweizylinder-Zweitakt-Motor: 125 HK.
Werft: Rasmus Møllers Værft, Fåborg.
Baumaterial: Eichenholz mit Kupferbeschlag unter der Wasserlinie
Baukosten: 151.350 DKK (Preis von 1913.)


Geschichte

Hintergrund für den Bau dieses ersten motorisierten Feuerschiffes war der Schiffbruch, den das Stammfeuerschiff aus der Station Vyl 1909 erlitten hatte, als es nach dem Bruch der Ankerkette an der jütländischen Westküste strandete.

Daher sollte das neue Schiff mit einem Motor ausgestattet sein, so dass die Ankerketten bei Bedarf mit Motorkraft schlaff gehalten werden konnten und nicht brachen. Sollte es doch passieren, was das Schiff dank des Motors zumindest manövrierfähig. Zwischen dem Auftraggeber (Director of Lichts and Buoys) und der Werft wurde am 15. 06. 1912 ein 34 Seiten umfangreicher Vertrag geschlossen, der den Bau und die Fertigstellung dieses ersten Schiffes der neuen Feuerschiffgeneration haargenau regelte. Die Bauzeit durfte vom Tag der Vertragsunterzeichnung an genau 2 Jahre betragen = 15. 06. 1914. Für jede Woche, die sich die Auslieferung verspätete, verpflichtete sich die Werft, ¼ % des Baupreises (in den ersten 6 Wochen) bzw. danach ½ % des Baupreises pro Woche zu erlassen. Außerdem musste die Werft 1/10 des  Baupreises (15.135 DKK) als Sicherheit hinterlegen welche erst 6 Monate nach Fertigstellung zurückgezahlt werden würde. Die Ablieferung erfolgte tatsächlich 8 Wochen verspätet, nämlich am 10 08. 1914. Wegen der guten Ausführung erhielt die Werft jedoch 6 Monate später die Sicherheit erstattet und die Aufträge für die weiteren drei motorisierten Feuerschiffe No: II – IV in den Jahren 1916, 1918 und 1920.

1914-1917  Station Vyl.
1917-1920  wegen Minengefahr des 1. Weltkrieges nach Esbjerg   eingezogen.
1920-1930  Station Vyl.
1930-1932  Generalüberholung in Kopenhagen Ø
1932-1939  Station Vyl.
1939-1945  in dänischen inlandgewässern.
1945-1947  Station Vyl.
1947-1949  Modernisierung.
1949-1952  Station HR 1 (Hanstholm Route)
1952-1965  Station ER /Esbjerg Route)
1967-1968  Nyborg Werft
1969-1975 Station Vyl
1975-1980  Horns Rev
17. 04. 1980  von Station Horns Rev eingezogen.
1988  außer Dienst gestellt
1989  Verkauf für 150.000 DKK an die Stiftung „ Fonden   til   bevarelse   af Motorfyrskib   nr. 1“

08. 07. 1990 das Schiff wird der Öffentlichkeit als Museumsschiff in Esbjerg  zugänglich gemacht. An Bord ist eine Ausstellung zu sehen, die hauptsächlich über das Feuerschiff selbst, seine Geschichte und seine Funktionsweise berichtet, aber auch über all die anderen Feuerschiffe, die den Weg von der Nordsee zum Esbjerger Hafen sicher gemacht haben. Das Schiff ist in Esbjerg  übrigens ganz leicht zu finden, man fährt zum Hafen und folgt den Schildern „Museumsfyrskib “. Das Schiff ist voll intakt, der Zustand entspricht fast genau dem seiner letzten Dienstzeit.